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Weg vom Gras

Zum Welttag gegen den Drogenmissbrauch (26.6.): Cannabis gilt manchen als Heilmittel, bei anderen führt es zum Absturz. Daniel Schmitt fand den Weg aus der Sucht – mit einer neuen Ausbildung

Kalendereintrag

Karlsbad-Langensteinbach

Daniel Schmitt (Name geändert) weiß noch genau, wie es anfing: „Als Zivi in Karlsruhe, mit 21, habe ich zusammen mit anderen immer mal wieder ein paar Joints geraucht, erst einmal im Monat, dann an den Wochenenden, irgendwann jeden Tag. Das schleicht sich so ein.“ Am Ende musste er sein Studium aufgeben und stand vor dem Nichts. Doch er hat den Weg aus der Sucht gefunden.

Cannabis ist die am häufigsten konsumierte illegale Droge in Deutschland. Manche sehen in ihr ein Heilmittel. Gleichzeitig belegen Langzeitstudien: Der Wirkstoff Tetrahydrocannabinol (THC) kann Gehirn und Psyche stark verändern. Mit dem Welttag gegen den Drogenmissbrauch am 26. Juni machen die Vereinten Nationen auf solche Gefahren aufmerksam. Daniel Schmitt hat die Wirkung am eigenen Leib erfahren.

Nach dem Zivildienst studierte Schmitt Jura und kam sieben Semester lang irgendwie durch. Joints waren für ihn ein Mittel, seine Probleme „wegzurauchen“. Doch die Sorgen verschwanden dadurch nicht, im Gegenteil: „Das Kiffen hat bei mir schwere Psychosen und Depressionen ausgelöst, mein Studium musste ich abbrechen. Nach dem dritten Zusammenbruch war klar: Ich muss etwas ändern.“

Ärzte empfahlen Schmitt das Berufliche Bildungs- und Rehabilitationszentrum (BBRZ) der SRH in Karlsbad-Langensteinbach. Hier finden Menschen nach psychischen Krisen mit einem speziellen Konzept wieder in den Beruf. „Viele trauen sich nichts mehr zu. Dann stärken eine feste Tagesstruktur, Gespräche und Arbeitsaufträge das Selbstbewusstsein. Danach erarbeiten wir gemeinsam eine berufliche Perspektive“, sagt Geschäftsführer Thomas Windolf.

Schmitt entschied sich für eine Ausbildung zum Bürokaufmann. „Die begleitende Beratung hat mir bewusst gemacht, wie wichtig es ist, die volle Verantwortung für das eigene Leben zu übernehmen.“ Das hat der 37-Jährige verinnerlicht: Heute arbeitet er als HR-Manager bei einer Personalvermittlungsagentur, ist Kommunikationstrainer und spricht fünf Sprachen. Seit fast zehn Jahren hat er kein „Gras“ mehr angerührt.

Schmitts Mittel gegen die Sucht waren die festen Strukturen im BBRZ und im Beruf: „Cannabis verstärkt im Entzug eine pessimistische Einstellung. Man denkt, man könnte sich wieder einmal etwas gönnen und alles beginnt von vorn. Doch mit einem Ziel vor Augen konnte ich mich dem Stress stellen und meine guten Eigenschaften wurden mir wieder bewusst. Nur wenn es innerlich Klick macht, kommt man wirklich von der Sucht los.“ Jetzt denkt Schmitt sogar wieder über ein Studium nach.