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Gegen die Hölle im Kopf

Am 10. Oktober ist Welttag der seelischen Gesundheit. Sarah Breitenbach leidet an Schizophrenie. Mit einer Ausbildung in einem Trainingszentrum meistert sie ihr Leben trotz Krankheit.

Kalendereintrag

Karlsbad-Langensteinbach

Wände wackeln, Schränke bewegen sich und seltsame Dinge schlängeln sich am Boden: Was klingt wie in einem Gruselfilm, war für Sarah Breitenbach (Name geändert) Realität. Die 40-jährige litt jahrelang unter Angststörungen und Wahnvorstellungen, einer Form der Schizophrenie. Durch die Krankheit musste sie ihr Studium aufgeben. Eine Ausbildung mit therapeutischer Begleitung hat ihr eine neue Perspektive eröffnet.

Wie Breitenbach geht es etwa 800.000 Menschen in Deutschland. Die meisten sind beim Ausbruch der Krankheit zwischen 15 und 25 Jahre alt. In dieser Zeit ist der Stress durch Ausbildung oder Berufseinstieg besonders groß. Breitenbach studierte Englisch, Geschichte und Italienisch, wollte Journalistin werden. Gleichzeitig durchlebte sie eine Trennung und ihr Vater starb. Kurz vor der Zwischenprüfung kam der Zusammenbruch. „Für mich war es sehr schwer, mein Studium aufzugeben, aber mit den Medikamenten ging das nicht mehr. Viele denken, man müsse sich nur anstrengen, dann geht das schon wieder. Was ich dagegen erlebt habe, war die Hölle im Kopf.“

Nach einem längeren Klinikaufenthalt sucht Breitenbach eine Alternative. Ein Arzt rät ihr zu einer Ausbildung im Beruflichen Bildungs- und Rehabilitationszentrum (BBRZ) der SRH in Karlsbad-Langensteinbach. Hier macht ein Team aus Therapeuten und beruflichen Trainern Menschen mit psychischen Erkrankungen wieder fit für den Job.„Nach einer psychischen Erkrankung sind die Betroffenen vor allem durch die schweren Medikamente kaum in der Lage, ein selbständiges Leben zu führen. Deshalb brauchen sie während der Ausbildung eine individuelle Begleitung, die ihnen hilft, ihren Alltag zu meistern“, sagt BBRZ-Geschäftsführer Thomas Windolf. Die Kosten dafür übernehmen die Rentenversicherungsträger oder Arbeitsagenturen.

Fünf Jahre nach der schweren Erkrankung beginnt Breitenbach im BBRZ eine Ausbildung zur Bürokauffrau. Parallel trainiert sie Feinmotorik, Konzentration und Gedächtnis. Während der ganzen Zeit begleiten sie Psychologen und Pädagogen, zeigen ihr, wo ihre Stärken liegen und wo sie noch an sich arbeiten kann. 2004 schließt Breitenbach die Ausbildung erfolgreich ab und findet direkt einen Job.

Heute arbeitet sie als Bürokauffrau und ist mit ihrer Stelle sehr zufrieden. Zum Welttag der seelischen Gesundheit macht Breitenbach allen Mut, denen es ähnlich geht: „Die Ausbildung im BBRZ war für mich ein Türöffner. Beruflich wieder Fuß zu fassen ist ein Prozess, der Erfolg fällt einem nicht in den Schoß. Aber durchhalten lohnt sich!“